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Unternehmensnachfolge - auf die richtige Vorbereitung kommt es an

Unternehmensnachfolge - auf die richtige Vorbereitung kommt es an

Jedes Unternehmen ist betroffen – irgendwann muss oder möchte sich der oder die Unternehmer/in aus der operativen Führung zurückziehen. Wohl dem, der sich rechtzeitig auf diesen Moment vorbereitet hat und eine Nachfolgeregelung vorbereitet hat und umsetzen kann. Dies ist aber nicht der Regelfall: In Deutschland stehen jedes Jahr mehr als 30.000 Unternehmen ohne Nachfolger da. Im Bundesministerium für Wirtschaft heißt es, dass jährlich 75.000 Unternehmensnachfolgen anstehen. Das bedeutet letztlich, dass fast 50 % aller Unternehmer keinen Nachfolger haben. Was sind also die Ursachen, warum eine so niedrige Zahl an Unternehmensübergaben realisiert werden kann?

 

Übersicht über die häufigsten Probleme bei Unternehmensnachfolgeregelungen:

 

  • Zu späte Vorbereitung

  • Konzentration auf familien-interne Nachfolger

  • Verzicht auf Investitionen

  • zu hohe Abhängigkeit vom bisherigen Inhaber

  • Nicht-Loslassen-Können des bisherigen Inhabers

 

Zu späte Vorbereitung:

 

Kürzlich hat mich ein Unternehmer angerufen und zu sich gebeten. Im Termin eröffnete er mir gleich zu Anfang, dass er Ende übernächsten Monats seinen Betrieb abgeben möchte, seine Mitarbeiter habe er schon informiert. Er wollte von mir Vorschläge, wie er das Unternehmen weitergeben könnte, da er sich jetzt anderen Aufgaben zuwenden wolle. Was hier eher nach Satire klingt, war aber leider die Realität. Ganz so krass läuft es in der Regel nicht, leider kommt es nur allzu häufig vor, dass die Unternehmer von der plötzlich auftretenden Notwendigkeit durch Krankheit oder Unfall, überrascht werden. Das bayerische Wirtschaftsministerium schreibt, dass jede dritte Nachfolge früher als ursprünglich geplant angetreten werden muss.

 

Wie sollte eine Nachfolgeregelung vorbereitet werden?

 

Sofern Kinder in einer Unternehmerfamilie da sind, neigen die Unternehmer dazu, davon auszugehen, dass eines der Kinder, oder mehrere gemeinsam das Unternehmen übernehmen wollen. Dies ist aber in immer weniger Fällen der tatsächliche Wunsch der Kinder. Daher ist möglichst frühzeitig eine Klärung dieser Frage nötig, allerdings nicht zu früh – ein achtjähriger kann nicht ernsthaft entscheiden, ob er mal Chef des väterlichen Unternehmens sein möchte. Doch nicht nur der Wille ist notwendig für eine erfolgreiche Tätigkeit als Unternehmer, auch das Können muss passen. Die notwendige Ausbildung sollte absolviert sein, und auch die Persönlichkeit muss stimmen, wenn die Tätigkeit als Unternehmer erfolgreich verlaufen soll. Falls alles passt, sollte der eigene Nachwuchs behutsam an die Verantwortung herangeführt werden. Wenn der dominante Vater den potentiellen Nachfolger lediglich mit Sachbearbeiter- oder Gesellen-Aufgaben betraut, wird ein kurzfristiger Einstieg in die volle Verantwortung eher nicht reibungslos ablaufen, als wenn nach und nach unternehmerische Entscheidungen gemeinsam (wirklich gemeinsam!) getroffen werden, Personalführung ausgeübt werden kann und eine gewisse Selbständigkeit für den Junior schon früh selbstverständlich ist.

 

Sollten die eigenen Nachkommen nicht Willens oder nicht in der Lage sein, die Unternehmensnachfolge anzutreten, ist hierzu auch möglichst frühzeitig Klarheit zu schaffen. Dann gilt es andere Alternativen aufzutun. Das Unternehmen kann in Familienbesitz gehalten werden, und z.B. mit Fremdgeschäftsführern arbeiten. Es gibt vielen Beispiele von erfolgreichen Unternehmen, wo das ausgezeichnet funktioniert. Eine andere Alternative könnte ein Komplettverkauf des Unternehmens sein. In dieser Konstellation ist die Zielgruppe an Käufern allerdings eingeschränkt auf Käufer, die sich selber im Unternehmen einbringen möchten und die Unternehmensführung übernehmen wollen. Reine Finanzinvestoren sind hier ausgeschlossen, da diese meist keine vollständige Geschäftsführung stellen wollen. Ein häufig geübter Weg hierbei ist es, das Unternehmen an eigene Mitarbeiter, z.B. an den Meister o.ä. zu verkaufen. In diesem Fall ist allerdings sehr oft die Finanzierung ein großes Problem – für das es jedoch durchaus gangbare Möglichkeiten zur Abhilfe gibt.

 

Häufig werden Zwischenschritte zwischen vollständigem Erhalt des Unternehmens in Familienbesitz und vollständigem Verkauf gewählt. So können z.B. Gesellschaftsanteile an die Fremdgeschäftsführer vergeben werden, zum einen um die Motivation und Bindung ans Unternehmen zu erhöhen, zum anderen als Einstieg in den vollständigen Ausstieg der bisherigen Eigentümerfamilie. Hierbei sind alle Gestaltungsvarianten denkbar.

 

Verzicht auf Investitionen

 

Unternehmen, die technisch und betriebswirtschaftlich nicht auf einem aktuellen, marktüblichen Stand sind, müssen überproportional oft aufgegeben werden. Aussagen wie „das soll dann mal mein Nachfolger machen“ führen dazu, dass Investitionen aufgeschoben werden und das Inventar veraltet. Dies senkt nicht nur den möglichen Verkaufspreis, sondern erhöht vor allem die Schwelle, das Unternehmen übernehmen zu wollen. Selbst beim eigenen Nachwuchs ist die Bereitschaft, eine Firma mit veraltetem Maschinenpark zu übernehmen, in aller Regel sehr gering, schlicht auch meist einfach deswegen, weil die notwendige Liquidität, diesen Investitionsstau zu beheben, fehlt.

 

Zu hohe Abhängigkeit vom bisherigen Inhaber

 

Gerade kleinere Unternehmen sind geprägt vom Inhaber. Alle Kunden und alle Lieferanten haben als Bezugsperson einzig den Inhaber. Gerade hier sollte ein Nachfolger möglichst frühzeitig aufgebaut und eingeführt werden, damit er die Möglichkeit hat, das Vertrauen seines Umfeldes zu erwerben. Wenn im Falle einer Übergabe plötzlich ein großer Teil der Kunden wegbleiben, weil kein Bezug zum neuen Inhaber vorhanden ist, wird es extrem schwierig bis unmöglich, den Betrieb fortzuführen.

 

Nicht Loslassen-Können des bisherigen Inhabers

 

Ein weiterer, oftmals relevanter, Punkt ist die Bindung des bisherigen Inhabers an seinen Betrieb. Dieses oftmals sehr emotionale Verhältnis ist mehr als verständlich, hat er doch den Betrieb gegründet und aufgebaut, viel Freizeit geopfert, um diesen Betrieb so zu gestalten und ins Laufen zu bringen, wie er jetzt ist. Vielen fällt es schwer, Nachfolgern die notwendige Freiheit für Veränderungen einzuräumen, die aber zwingend nötig ist, um eine Weiterentwicklung des Betriebs und evtl. auch Neu-Ausrichtung auf neue Herausforderungen des Marktes durchführen zu können. Grundsätzlich ist hier Abstand halten angesagt, auf Wunsch des neuen Inhabers zwar beratend zur Seite stehen, aber nicht als Bremser oder Blockierer – allein die Erwartung dieser Haltung schreckt viele potentielle Nachfolger ab, einen Betrieb zu übernehmen

 

Fazit

 

Abschließend kann also gesagt werden, dass eine frühzeitige Klärung der Nachfolge für jedes Unternehmer dringend zu empfehlen ist. Die Übergabe sollte möglichst langfristig vorbereitet werden – auch bei einem Verkauf ist eine gewisse Vorbereitungszeit nötig. Wer aufhört, seinen Betrieb weiterzuentwickeln, weil früher oder später eine Übergabe erfolgen soll, raubt seinem Nachfolger wichtige Grundlagen, um das Unternehmen marktfähig erhalten zu können. Am Besten ist es für jeden Betrieb, wenn er – schon lange vor der eigentlichen Übergabe – bereits unabhängig vom Betriebsinhaber agieren kann.

 

Weitere und detailliertere Fragestellungen zur Thematik beantworte ich Ihnen gerne. 

Kommentare

  • Diesen Artikel sollten viele Unternehmer mal lesen, denn die Unternehmensnachfolge ist so ein wichtiges Thema für jeden Betrieb. Es geht ja nicht nur um die eigenen Position, sondern vor allem auch um die Mitarbeiter und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens. Deshalb sollten sich die Führungskräfte einer Firma schon früh mit dem Thema Nachfolgeregelung beschäftigen und aktiv daran arbeiten, wenn ein Nachfolger gesucht wird. Nur dann kann das Unternehmen auch erfolgreich übergeben werden...
    24.10.2017 13:33:14 Antwort
    • @Hella86: Hallo Hella86, Danke, ja, dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen... Gruß Herbert A. Geiger
      25.10.2017 06:41:28 Antwort

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